Foto mit freundlicher Genehmigung des Verlages Edition Rieger, Karwe (www.edition-rieger.de)

 

„Die Kirche ein aufwendiger, einschiffiger gelber Sichtziegelbau auf Feldsteinsockel im italienisch romanisierenden Rundbogenstil des Stüler- Umkreises (Ziegelstempel: Schuward, Rathenow). Belebung des Baukörpers durch kontrastierende rote Ziegelbänder mit durchgefärbtem, rotem Fugenmörtel. Abgesetzte Halbkreisapsis im Osten. Hoher, weitgehend ins Schiff eingebundener eingezogener Westturm auf quadratischem Grundriss; das zurückspringende Glockengeschoss von Eckfialen mit Spitzhelm begleitet. Turmabschluss durch schlanken, oktogonalen Aufsatz und Spitzhelm. Kirchenschiff durch Ecklisenen aus roten Ziegeln mit türmchenartigen Fialen akzentuiert. Auf jeder Längsseite fünf hohe Rundbogenfenster mit Maßwerk. Am östlichen bzw. westlichen Schiffsende jeweils drei übereinander liegende kleinere Fenster, hinter denen sich Treppenaufgänge bzw. Nebenräume verbergen. Im Süden kleine Eingangsvorhalle. Traufgesims mit abgetrepptem Rundbogenfries, die Apsis mit abschließendem doppelten Zahnfries. Im Inneren kreuzrippengewölbte Turmhalle mit eingestellten Säulen und der Inschrift »1855« im Schlussstein. Der Kirchensaal von auffallend großer Raumhöhe, ursprünglich noch gesteigert durch »dachförmigen« Abschluss. (...) Das Dachwerk eine Firstpfetten-Hängewerk-Konstruktion. Zwischen raumhohen Stützen eine reich geschnitzte hufeisenförmige Empore, die einen dreischiffigen Raumeindruck entstehen lässt. Unter der Westempore 2002/03 eine Winterkirche abgeteilt. Die Schiffswände ursprünglich mit bis zur Decke reichenden Holzpaneelen. Fenster mit Rautenverglasung und umlaufenden farbigen Rankenbordüren größtenteils erhalten. Der um vier Stufen erhöhte Chor in Formen der italienischen Frührenaissance gestaltet, vom Kirchenschiff durch einen Triumphbogen getrennt; Tonnenwölbung und Konche mit aufgemalter Kassettierung. In der Apsis Farbverglasung »Noli me tangere« zwischen Moses, Jesaja, Paulus und Petrus; 1905 (a), von der Firma W. Franke aus Naumburg (a, i). Beidseitig der Apsis kreuzrippengewölbte, oktogonale Räume in zwei Geschossen übereinander. Der südliche im Erdgeschoss mit Außenzugang durch eingestellte Säulen mit Weinlaub- bzw. Blattkapitellen reicher gestaltet; wahrscheinlich die Eingangshalle des Gutsherren. Darüber von der Empore zugänglich ein schlichter quadratischer Raum. Der nördliche Erdgeschossraum eine vereinfachte Wiederholung des südlichen. Im zweiten Geschoss wieder aufwendiger gestaltet mit auf Konsolen endendem Rippengewölbe; ursprünglich wohl als Gedenkraum genutzt (mehrere ältere Gedenktafeln, Totenkränze u.a.). Beidseitig vom eingezogenen Westturm Treppenhäuser mit abschließendem Kreuzrippengewölbe.

Ausstattung:

  • Altartisch. 1855. Sandstein. Dahinter ein hohes Sandsteinkreuz.
  • Taufe. Sandstein. Oktogonaler Schaft mit kassettierten Seitenflächen. Kanzel. 1855. Sandstein. Fünfseitiger langgezogener Kanzelkorb, die Seitenflächen mit neogotischem Blendmaßwerk. Der Unterbau aus großen Sandsteinblöcken gesetzt. Davor Mosesfigur. 17. Jh. Holz, geschnitzt 1,20 m); sie diente in der Vorgängerkirche bis 1804 als Kanzelträger.
  • Orgel. 1908/09. Gebrüder Walter aus Guhrau in Schlesien (fast alle Pfeifen entfernt). Kassettiertes Holzgehäuse mit drei Trommeln für Pfeifen, halbrund die mittlere und Dreiviertelkreis die beiden seitlichen, jeweils mit abschließendem, durchbrochenem geschnitzten Rankenwerk und Palmettenfries.
  • Empore. 1855. Dreiseitig, zwischen die schlanken, den Kirchenraum unterteilenden Holzstützen gespannt. Brüstung mit rautenförmiger Kassettierung, die Zwickel darunter mit Akanthusreliefs. An der Südseite Richtung Chor zwei Kompartimente als Logen mit abschließenden Palmettenaufsätzen abgeteilt.
  • Gemeindegestühl. 1855. Schlichte Holzbänke, die Wangen in stilisierten Palmetten endend. An vier Bänken die Aufschrift »Herrschaft«.
  • Gedenktafel für Gefallene im Ersten Weltkrieg 1914-18. Schlichte Holztafel an der Nordwand. Gedenktafeln und Totenkronen im Raum nördlich der Apsis, zweites Geschoss. Mehrere Holztafeln zum Gedenken an: Friedrich Julius Freese, † Düppeler Schanzen 1864; Luise Henriette Regine Picker, 1831-1840; Johan Wilhelm Niter, 1808-1827; Charlotte Heidepriem, 1831-39. (...).

 

Einer der größten Dorfkirchenbauten Brandenburgs, der ganz bewusst – nach dem Vorbild Stülerscher Kirchen im Potsdamer Umland – in die Landschaft wirken sollte. In ihrer charakteristischen Form auf Fernwirkung konzipiert und ein baukünstlerisch herausragendes Zeugnis des Kirchenbaus des 19. Jh. Mit ihrer markanten Silhouette bildet die Dorfkirche eine weithin sichtbare Landmarke der im 19. Jh. durch den Torfabbau reich gewordenen Region.“ [1]

 

 

 

 

[1] Auszug aus: Denkmaltopographie Ostprignitz-Ruppin, Bd. 13.2, 2003, S. 300 ff. Hrsg. vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum. http://ns.gis-bldam-brandenburg.de/hida4web/search?smode=advanced;sort=ort;text=langen;expand=landkreis;f1-landkreis=Ostprignitz-Ruppin Stand 17.8.2017 - Zugriff: 2.11.2017 mit dort weiterführenden Quellen: BLDAM, Altakten IfD (1951-53); BLHA, Pr. Br. Rep. 2 A II, Ruppin, Nr. 1620 (1806-1923, Unterhaltung der Pfarr-, Kirchen- und Schulgebäude); LABB, Nr. 14/13.168 (1883-1909).

Literatur: Inventar 1914, S. 115f.; Drescher 1969 (Erfassungskartei BLDAM); Enders 1970, S. 140-142; Mehlhardt, Dieter, Langen (= Märkische Dorfkirchen, Folge 40), in: Potsdamer Kirche (1977) 22, S. 8; Kurztopographie 1978, S. 227; Börsch-Supan 1997, S. 645; Dehio 2000, S. 559f.